Gebäude verbrauchen in Deutschland knapp 40 Prozent des Gesamt-Energiebedarfs und verursachen etwa ein Drittel der CO2-Emissionen. Egal ob Altbau oder Neubau: Ein Haus energetisch zu sanieren oder zu errichten, lohnt sich in vielerlei Hinsicht. „Energieeffizientes Bauen“ bietet ein großes Potenzial und zahlreiche Möglichkeiten.
Zum einen gilt es, ein behagliches Zuhause oder Arbeitsumfeld zu schaffen, das Sommer wie Winter ein angenehmes Raumklima bietet und auf Dauer auch bei steigenden Energiekosten keine finanzielle Belastung wird. Zum anderen gilt es, unser Klima zu schützen und die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern.
Der Gesetzgeber regelt energetische Anforderungen an Gebäude in der Energieeinsparverordnung (EnEV), die für fast alle Bauten gilt, die beheizt oder klimatisiert werden. Die erste Fassung trat 2002 in Kraft. Erstmals flossen der Wärmeschutz, die Anlagentechnik, die verwendete Primärenergie, der sommerliche Wärmeschutz und solare Wärmegewinne in die Gesamtbilanz eines Gebäudes ein. Drei Novellen schraubten die Anforderungen schrittweise in die Höhe. 2016 traten die strengeren gesetzlichen Forderungen nach energieeffizienteren Neubauten in Kraft. Dabei ist ein Energieausweis verpflichtend. Nach Europarecht müssen ab 2021 alle Neubauten im Niedrigstenergiestandard errichtet werden. Dieser wird mit baulichen Mitteln, Anlagentechnik und der Einbindung erneuerbarer Energien erreicht.
Verringerung des Energiebedarfs um ein Viertel
Seit 2016 muss der Energiebedarf eines geplanten Gebäudes nochmals um 25 Prozent verbessert sein. Grundlage für die Berechnung sind nicht-regenerative Energiequellen für Heizung, Warmwasser und Lüftung eines Wohngebäudes anhand eines Referenzhauses. Für dieses sind die Wärmedurchgangskoeffizienten der Bauteile, die Anlagentechnik für Heizung und Warmwasserbereitung, die Luftdichtheit oder der Sonnenschutz festgelegt. Anhand dieser Spezifikationen kalkuliert der Planer den Primärenergiebedarf eines virtuellen Referenzhauses mit identischer Fläche, Gebäudeform, Außenmaßen und Ausrichtung.
Häuser heizen, nicht das Klima
Weiterhin fordert die EnEV einen verbesserten Wärmeschutz der Gebäudehülle: Durch Fassade, Dach, Fenster und Bodenplatte eines Hauses sollte in der kalten Jahreszeit so wenig Wärme wie möglich verloren gehen. Im Sommer soll möglichst wenig Hitze hinein gelangen.
Der Ausbau Erneuerbarer Energien ist die tragende Säule der Energiewende. Ihr Anteil lag im Jahr 2018 bei rund 38 Prozent und soll bis 2025 auf 40 bis 45 Prozent steigen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2014 (EEG 2014) stellte die Weichen, um die Erneuerbaren Energien verlässlich auszubauen. Ziel ist es, im Interesse des Klima- und Umweltschutzes eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu ermöglichen. Darüber hinaus werden die Energieversorgungskosten verringert und die Entwicklung von neuen Technologien zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien gefördert.
Architekten gestalten die Energiewende kreativ
Die Baukosten stiegen durch die Verschärfung der EnEV – höhere Standards kosten mehr Geld. Doch sind die Steigerungen pro Quadratmeter Wohnfläche moderat. Die Mehrkosten betragen nur rund fünf bis zehn Prozent der Baukosten. Über den Lebenszyklus des Gebäudes fangen niedrigere Heiz- und Unterhaltskosten diese Investitionskosten ab. Besonders dann, wenn man steigende Energiepreise ansetzt. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit schonen also Umwelt und Geldbeutel.
Als Architekten sind wir gefordert, mit innovativen Materialien und Ideen aufzuwarten. Nachhaltige Konzepte mit Erneuerbaren Energien (Solarenergie mit Speichersystemen, Erdwärme, usw.) sind die Zukunft, ihr Ausbau eine zentrale Säule der Energiewende. Unsere Energieversorgung soll klimaverträglicher werden und uns unabhängiger vom Import fossiler Brenn-, Kraft- und Heizstoffe machen.
Diese Aspekte schaffen neue architektonische Herausforderungen und Freiheiten, die wir zu nutzen wissen.